Dr. Gundolf Reichelt, BFE
Erste Erkenntnisse aus dem BFE-Projekt W5 zum bleifreien Wellenlöten liegen vor und lassen sich in 12 Punkten zusammenfassen:
- Es ist kein eindeutiges Ranking zur Lebensdauer in der Temperaturzykel-Festigkeit für die relevanten bleifreien Lote und im Vergleich zu Sn-37Pb erkennbar.
- Bis zu >1000 Zyklen der oft angewendeten Zweikammer-Temperaturen +125/-40 °C degradieren alle bleifreien Lötverbindungen nur wenig. Ab 2000 Zyklen sind die Degradationserscheinungen merklich und stellenweise auch am Rande des Funktionsrisikos.
- Nicht bestätigt hast sich die Behauptung, dass die bleifreien Lötverbindungen, insbesondere die mit SnAgCu gefertigten, die Zykelfestigkeit gegenüber Zinn-Blei-Lot verbessern.
- Praktisch rechnet man damit, dass je nach Lot und den Einflüssen die mit den bleifreien Lötverbindungen relativ zu SnPb erhaltenen Temperaturwechsel-Lebendauern in der Regel mindestens 50% der entsprechenden SnPb-Lebensdauern betragen.
- Da man in den allermeisten Anwendungsfällen eine weit höhere Belastbarkeit der Lötverbindungen als die reale Belastung vorliegen hat, liegt man mit 50 % der SnPb-Referenz-Lebensdauer in der Regel immer noch völlig auf der sicheren Seite.
- Wird die Belastbarkeit der Lötverbindung ausgeschöpft oder überschritten, sind konstruktive u/o schaltungstechnische Maßnahmen nötig.
- Oft sind vorgeschriebene beschleunigte Qualifikationsprüfungen für Temperaturzykelstress kritischer und schwieriger zu erfüllen als die Feldanforderungen.
- Bruchempfindliche Bauelemente (z.B. CMCs) können mit SnCu- oder SnCuNi-Lötverbindungen größere Lebensdauern als mit SnAgCu (und SnPb) erreichen.
- Chancen zur Entwicklung von bleifreien Loten mit verbesserter Zykelfestigkeit ergeben sich nach bisherigen Ergebnissen bei Wismut- und/oder Indium-haltigen Legierungen.
- Sn-58Bi (Voraussetzung: kein Blei vorhanden) hat eine hervorragende Zykelfestigkeit. Die Legierung eignet sich für Produkte, deren Dauerbetriebstemperatur unter 100 °C liegt.
- Für eine sichere Orientierung insgesamt fehlen noch ausreichend Fakten. Problematisch ist, , dass widersprüchliche Ergebnisse auftreten und deren oft Ursachen nicht erkannt werden.
- Noch offen ist eine für die Elektronik geeignete werkstofftechnische Definition für die Zykelfestigkeit der Lötverbindungen, die den Bauelement-, Substrat-, Ausfallkriterium- und Zykluseinfluss berücksichtigt.
Unterlagen komplett als Download (für Mitglieder):
Der weitere Inhalt ist nur für angemeldete Mitglieder sichtbar. Nach der erfolgreichen Anmeldung wird der Inhalt freigeschaltet.
Anmeldung - Mitgliederbereich
Kein Mitglied im iBFE? Hier Anmeldung im iBFE als PDF herunterladen.